Auch in diesem Jahr beteiligte sich das Forschungszentrum Hof | Musik | Stadt als Kooperationspartner an den Schwetzinger SWR Festspielen.
Den Auftakt machte am 29. April der »Nachmittag im Paradies der Tonkünstler«, ein vom Forschungszentrum entwickeltes Format, das einen musikhistorischen Stadtrundgang mit einem Kurzkonzert im Konzertsaal des Palais Hirsch kombiniert. Das diesjährige Programm stand unter der Überschrift »Im Salon der Großherzogin Stephanie von Baden« und wurde von Studierenden der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim präsentiert. Annike Debus, Mezzosopran, Stijn Ritzen, Tenor begleitet von Yoonjung Park sowie Minyoung Kim, Klavier, sangen und spielten Werke von Johann Friedrich Hugo von Dalberg, Franz Danzi, Sophie Gail und Daniel Steibelt. Die Konzeption der Veranstaltung und die Moderation besorgte Rüdiger Thomsen-Fürst.
Am 20. Mai gastierte das Freiburger Barockorchester im Mozartsaal des Schwetzinger Schlosses. Das renommierte Spezialensemble für die Musik des 18. Jahrhunderts stellte in diesem Konzert auch seine neue, bei dem Label Deutsche Grammophon erschienene CD mit dem Titel »Mozart’s Mannheim« vor. Gespielt wurden Werke, die Mozart bei seinem Aufenthalt in der Quadratestadt 1777/78 gehört haben könnte und eigene Kompositionen, die hier entstanden oder aufgeführt wurden. Das vom Forschungszentrum entwickelte Programm stellt den Versuch dar, Mozarts Mannheimer Klangwelt nahe zu kommen und den heutigen Hörer zum Ohrenzeugen dieser Epoche zu machen.
Unmittelbar vor dem Konzert fand im Palais Hirsch ein Festakt anläßlich der Übergabe der Familienchronik der Hofmusikerfamilie Ziwny an die Stadt Schwetzingen statt. Persönliche Dokumente wie Briefe oder Tagebücher von Hofmusikern aus dem 18. Jahrhundert sind sehr selten, um so erfreulicher ist der Fund dieser Chronik. Über Jahrzehnte hinweg spielten Mitglieder der Familie als Hornisten im berühmten Orchester des Kurfürsten Carl Theodor. Rüdiger Thomsen-Fürst hielt einen kurzen Vortrag über die Geschichte dieser Familie, umrahmt wurde die Veranstaltung musikalisch von den Hornisten des Freiburger Barockorchesters.
Höhepunkt der diesjährigen Festspiele war sicherlich die Aufführung der Oper Zemira e Azor mit der Musik von André-Erneste-Modeste Grétry, Ignaz Holzbauer und Niccollo Jommelli im historischen Schlosstheater. Das Forschungszentrum hatte eine Edition der zweiten Mannheimer Fassung der Oper vorgelegt und auch das Stimmenmaterial bereitgestellt.
Unter Federführung des kurpfälzischen Hofpoeten Mattia Verazzi war die französische Vorlage, ein Comédie-ballet mit gesprochenen Dialogen, in eine italienische Oper transformiert worden. Zunächst hatte Verazzi den Text ins Italienische übersetzt und der Hofkapellmeister Ignaz Holzbauer komponierte Rezitative, die die Dialoge ersetzten. Gretrys Musik blieb bei dieser Umwandlung weitgehend unangetastet. Da das Stück arm an größer angelegten Arien war, wurden in einem weiteren Schritt zusätzlich mehrere Kompositionen Niccolo Jommellis eingefügt. Es war sehr wahrscheinlich diese Fassung, die vor 250 Jahren im Schwetzinger Schlosstheater aufgeführt wurde und die nun bei den Festspielen am historischen Ort am 26. und am 28. Mai wieder erklang und anschließend durch das Nationaltheater Mannheim am gleichen Ort weitergespielt wurde
.